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17.05.2022

"Talking to Strangers" im Recruiting

"Talking to Strangers" im Recruiting

Purple Flower
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Was haben CIA-SpionInnen, Gerichtsverhandlungen, Polizeikontrollen oder der Fall Amanda Knox mit Recruiting zu tun? Der Bestseller Talking to Strangers von Malcolm Gladwell streift anhand von Beispielen quer durch die Geschichte und erklärt das Wie und Warum wir Menschen schlecht darin sind, andere Menschen einzuschätzen. Diese psychologische Studie ist insbesondere für das Bewerbungsgespräch brisant und hat bereits hohe Wellen geschlagen. Die Annahme durch einen persönlichen Kontakt etwas vom Innenleben einer Person zu erfahren – sei es durch direkte oder versteckte Kommunikation – ist eine der Grundlagen für soziale Beziehungen und insbesondere für den Recruiting-Prozess. Dieser Prämisse geht Gladwell auf den Grund.

Was haben CIA-SpionInnen, Gerichtsverhandlungen, Polizeikontrollen oder der Fall Amanda Knox mit Recruiting zu tun? Der Bestseller Talking to Strangers von Malcolm Gladwell streift anhand von Beispielen quer durch die Geschichte und erklärt das Wie und Warum wir Menschen schlecht darin sind, andere Menschen einzuschätzen. Diese psychologische Studie ist insbesondere für das Bewerbungsgespräch brisant und hat bereits hohe Wellen geschlagen. Die Annahme durch einen persönlichen Kontakt etwas vom Innenleben einer Person zu erfahren – sei es durch direkte oder versteckte Kommunikation – ist eine der Grundlagen für soziale Beziehungen und insbesondere für den Recruiting-Prozess. Dieser Prämisse geht Gladwell auf den Grund.

Die unmögliche Einschätzung

Die Suche nach Beispielen gestaltete sich für Gladwell einfach: Überall in der Geschichte fand er Begegnungen von Menschen, die sich gegenseitig nicht verstanden oder sich nicht einschätzen konnten. Bei alltäglichen Situationen kommt diese Erkenntnis nicht allzu unerwartet, deshalb beleuchtet der Autor insbesondere Beispiele von Menschen, bei denen wir dies nicht erwarten würden. Es sind jene, die eigentlich am besten geeignet und ausgebildet sind: AgentInnen der Spionageabwehr, RichterInnen in Mordfällen, DiplomatInnen in politischen Verhandlungen, PolizistInnen in Verkehrskontrollen. In allen Beispielen scheitern die beleuchteten ProtagonistInnen deutlich. Je nach Situation sind die Konsequenzen dramatisch: DoppelagentInnen in der CIA; die Fehleinschätzung von hohen Diplomaten; die gescheiterte Kommunikation bei Verkehrskontrollen, die sogar tödlich enden können; die falsch gelesene Körpersprache von Amanda Knox, die zu mehreren Jahren Haft führte.

Die einzelnen Beispiele sind sehr unterschiedlich, genauso wie das jeweilige Missverständnis – jedoch beruhen alle auf dem gleichen Prinzip. Es sind Fehleinschätzungen einer fremden Person aufgrund eines persönlichen Kontakts, die über die offensichtlichen Fakten gestellt worden sind. Über Jahrzehnte waren die Spionage-Abteilungen der Rivalen im Kalten Krieg von Doppel- und DreifachagentInnen durchdrungen, obwohl zu diesem Zeitpunkt niemand besser ausgebildet war, um andere Menschen einzuschätzen; im Vorfeld des zweiten Weltkriegs waren hohe Diplomaten und Staatsmänner, die mit dem Führer Kontakt hatten, sich nicht bewusst, dass sie keinem Verbündeten gegenüber standen, sie hätten aber nur sein Buch lesen müssen; die Beweise im Fall Amanda Knox haben sich viel später erhärtet und sie wurde letztendlich freigesprochen. Getäuscht wurden alle von der falschen Annahme, das Gegenüber einschätzen zu können. 

Annahme der Wahrheit

Das Lesen von Menschen anhand von ihrem Verhalten und von Körpersprache gehört zu jeder Begegnung dazu. Doch nicht alle sagen mit ihren Gesten und Eigenheiten die entsprechende stereotypische Bedeutung aus. Wir sind es gewohnt Gesichter zu lesen, die anzeigen, dass jemand glücklich ist. Ob die Person dies wirklich ist, können wir damit aber nicht beantworten. Es gibt Gesichter die glücklich aussehen, wenn der Mensch dahinter traurig ist – dies gibt es in allen Nuancen und Facetten. Man könnte sogar sagen ein Teil des individuellen Charakters sind diese kleinen Gesten, die nicht bei jeder Person gleich sind. Das Problem ist aber: Wir wissen nicht von vorhinein was die Bedeutungen des jeweiligen Verhalten sind. Dieser Prozess der Einschätzung läuft meistens unbewusst ab und beinhaltet eine weitere Komponente. Gladwell bezieht sich dafür auf den Begriff Defaulting the Truth – die Annahme der Wahrheit – den der Psychologe Timothy Levine geprägt hat.

Eine der wesentlichen Grundlagen unseres Zusammenlebens als Gesellschaft beruht darauf, immer zuerst von der Wahrheit auszugehen. Wären wir in jeder Situation kritisch, käme kaum etwas in Bewegung, wir könnten niemandem vertrauen und wären zu trauriger Einsamkeit verdammt. Die Annahme der Wahrheit wird insbesondere in der Einschätzung von unserem Gegenüber aktiv, wir glauben der stereotypen Bedeutung der Gesten und der Körpersprache unabhängig von deren effektiven Bedeutung. Für Gladwell ist dieser Nachteil jedoch nur ein kleiner Preis dafür, was er uns für ausserordentliche Vorteile verschafft – namentlich das ganze soziale Zusammenleben. Der kleine Nachteil hat jedoch vergleichsweise grosse Konsequenzen für das Personalwesen. 

Das Bewerbungsgespräch

Es ist evident: Wer gut bei Bewerbungsgesprächen ankommt beweist nicht, dass er oder sie gut für den Job geeignet ist , sondern lediglich, dass er oder sie gut darin ist an Bewerbungsgesprächen gut anzukommen. Sich mit der Kunst der Rhetorik und der stereotypischen Bedeutung von Körpersprache und Verhalten zu befassen statt mit dem auszuübenden Beruf wird so überproportional belohnt. Wer also die STAR-Structure beherrscht, sich im Debattieren und Verkaufen geübt hat oder sich in der Anwendung von Kommunikationskonzepten auskennt, hat grössere Chancen sich gut zu präsentieren – unabhängig von seinen/ihren anderen Fähigkeiten. Verstärkt wird deshalb auf verschiedene Tests oder Probe-Arbeiten zurückgegriffen, um sich der Kompetenz der BewerberIn im jeweiligen Job zu vergewissern. Der Aufwand eine «schlechte Anstellung» zu umgehen ist immens. Doch der Grund dafür liegt mit Gladwell gesprochen nicht daran, dass der Prozess fehlerhaft ist, sondern, dass es allgemein unmöglich ist in fremde Menschen hineinzusehen. Wir sollten uns aber deshalb nicht gleich einem Hiring Nihilism hingeben und Anstellungen als Lotterie betrachten, sondern unseren Grenzen bewusst sein, um innerhalb des möglichen die Prozesse zu optimieren. Gladwell selbst hat in einem Interview erklärt, dass er Bewerbungsgespräche ganz vermeidet.

Das Arbeitszeugnis: Totgesagte leben länger

Ein Blatt Papier, auf dem nach Vorgaben steht, was eine Person für eine spezifische Anstellung geleistet hat und über welche Kompetenzen sie verfügt: Dies hört sich gegenüber den neusten Entwicklungen im HR doch eher blass an. Um die perfekten Talente zu finden, werden künstliche Intelligenz oder ausgefeilte Test-Verfahren eingesetzt. Abgesehen davon, dass sich die ArbeitgeberIn verpflichtet, ein adäquates und korrektes Arbeitszeugnis auszustellen, ist dieses Blatt Papier nach wie vor ein wichtiger Bestandteil in vorurteilsfreien Anstellungsprozessen – insofern sie professionell umgesetzt sind. Daher setzen immer mehr Unternehmen  auf das professionelle Arbeitszeugnis-Tools SKRIBA, um eine hochstehende  Qualität zu garantieren und so ein Teil dazu beizutragen, das Recruiting fairer zu gestalten. 

Die unmögliche Einschätzung

Die Suche nach Beispielen gestaltete sich für Gladwell einfach: Überall in der Geschichte fand er Begegnungen von Menschen, die sich gegenseitig nicht verstanden oder sich nicht einschätzen konnten. Bei alltäglichen Situationen kommt diese Erkenntnis nicht allzu unerwartet, deshalb beleuchtet der Autor insbesondere Beispiele von Menschen, bei denen wir dies nicht erwarten würden. Es sind jene, die eigentlich am besten geeignet und ausgebildet sind: AgentInnen der Spionageabwehr, RichterInnen in Mordfällen, DiplomatInnen in politischen Verhandlungen, PolizistInnen in Verkehrskontrollen. In allen Beispielen scheitern die beleuchteten ProtagonistInnen deutlich. Je nach Situation sind die Konsequenzen dramatisch: DoppelagentInnen in der CIA; die Fehleinschätzung von hohen Diplomaten; die gescheiterte Kommunikation bei Verkehrskontrollen, die sogar tödlich enden können; die falsch gelesene Körpersprache von Amanda Knox, die zu mehreren Jahren Haft führte.

Die einzelnen Beispiele sind sehr unterschiedlich, genauso wie das jeweilige Missverständnis – jedoch beruhen alle auf dem gleichen Prinzip. Es sind Fehleinschätzungen einer fremden Person aufgrund eines persönlichen Kontakts, die über die offensichtlichen Fakten gestellt worden sind. Über Jahrzehnte waren die Spionage-Abteilungen der Rivalen im Kalten Krieg von Doppel- und DreifachagentInnen durchdrungen, obwohl zu diesem Zeitpunkt niemand besser ausgebildet war, um andere Menschen einzuschätzen; im Vorfeld des zweiten Weltkriegs waren hohe Diplomaten und Staatsmänner, die mit dem Führer Kontakt hatten, sich nicht bewusst, dass sie keinem Verbündeten gegenüber standen, sie hätten aber nur sein Buch lesen müssen; die Beweise im Fall Amanda Knox haben sich viel später erhärtet und sie wurde letztendlich freigesprochen. Getäuscht wurden alle von der falschen Annahme, das Gegenüber einschätzen zu können. 

Annahme der Wahrheit

Das Lesen von Menschen anhand von ihrem Verhalten und von Körpersprache gehört zu jeder Begegnung dazu. Doch nicht alle sagen mit ihren Gesten und Eigenheiten die entsprechende stereotypische Bedeutung aus. Wir sind es gewohnt Gesichter zu lesen, die anzeigen, dass jemand glücklich ist. Ob die Person dies wirklich ist, können wir damit aber nicht beantworten. Es gibt Gesichter die glücklich aussehen, wenn der Mensch dahinter traurig ist – dies gibt es in allen Nuancen und Facetten. Man könnte sogar sagen ein Teil des individuellen Charakters sind diese kleinen Gesten, die nicht bei jeder Person gleich sind. Das Problem ist aber: Wir wissen nicht von vorhinein was die Bedeutungen des jeweiligen Verhalten sind. Dieser Prozess der Einschätzung läuft meistens unbewusst ab und beinhaltet eine weitere Komponente. Gladwell bezieht sich dafür auf den Begriff Defaulting the Truth – die Annahme der Wahrheit – den der Psychologe Timothy Levine geprägt hat.

Eine der wesentlichen Grundlagen unseres Zusammenlebens als Gesellschaft beruht darauf, immer zuerst von der Wahrheit auszugehen. Wären wir in jeder Situation kritisch, käme kaum etwas in Bewegung, wir könnten niemandem vertrauen und wären zu trauriger Einsamkeit verdammt. Die Annahme der Wahrheit wird insbesondere in der Einschätzung von unserem Gegenüber aktiv, wir glauben der stereotypen Bedeutung der Gesten und der Körpersprache unabhängig von deren effektiven Bedeutung. Für Gladwell ist dieser Nachteil jedoch nur ein kleiner Preis dafür, was er uns für ausserordentliche Vorteile verschafft – namentlich das ganze soziale Zusammenleben. Der kleine Nachteil hat jedoch vergleichsweise grosse Konsequenzen für das Personalwesen. 

Das Bewerbungsgespräch

Es ist evident: Wer gut bei Bewerbungsgesprächen ankommt beweist nicht, dass er oder sie gut für den Job geeignet ist , sondern lediglich, dass er oder sie gut darin ist an Bewerbungsgesprächen gut anzukommen. Sich mit der Kunst der Rhetorik und der stereotypischen Bedeutung von Körpersprache und Verhalten zu befassen statt mit dem auszuübenden Beruf wird so überproportional belohnt. Wer also die STAR-Structure beherrscht, sich im Debattieren und Verkaufen geübt hat oder sich in der Anwendung von Kommunikationskonzepten auskennt, hat grössere Chancen sich gut zu präsentieren – unabhängig von seinen/ihren anderen Fähigkeiten. Verstärkt wird deshalb auf verschiedene Tests oder Probe-Arbeiten zurückgegriffen, um sich der Kompetenz der BewerberIn im jeweiligen Job zu vergewissern. Der Aufwand eine «schlechte Anstellung» zu umgehen ist immens. Doch der Grund dafür liegt mit Gladwell gesprochen nicht daran, dass der Prozess fehlerhaft ist, sondern, dass es allgemein unmöglich ist in fremde Menschen hineinzusehen. Wir sollten uns aber deshalb nicht gleich einem Hiring Nihilism hingeben und Anstellungen als Lotterie betrachten, sondern unseren Grenzen bewusst sein, um innerhalb des möglichen die Prozesse zu optimieren. Gladwell selbst hat in einem Interview erklärt, dass er Bewerbungsgespräche ganz vermeidet.

Das Arbeitszeugnis: Totgesagte leben länger

Ein Blatt Papier, auf dem nach Vorgaben steht, was eine Person für eine spezifische Anstellung geleistet hat und über welche Kompetenzen sie verfügt: Dies hört sich gegenüber den neusten Entwicklungen im HR doch eher blass an. Um die perfekten Talente zu finden, werden künstliche Intelligenz oder ausgefeilte Test-Verfahren eingesetzt. Abgesehen davon, dass sich die ArbeitgeberIn verpflichtet, ein adäquates und korrektes Arbeitszeugnis auszustellen, ist dieses Blatt Papier nach wie vor ein wichtiger Bestandteil in vorurteilsfreien Anstellungsprozessen – insofern sie professionell umgesetzt sind. Daher setzen immer mehr Unternehmen  auf das professionelle Arbeitszeugnis-Tools SKRIBA, um eine hochstehende  Qualität zu garantieren und so ein Teil dazu beizutragen, das Recruiting fairer zu gestalten. 

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